Sonntag, 29. Mai 2011

Burg Nanstein



Burg Nanstein



Das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Landstuhl in der Westpfalz ist der mächtige Sandsteinfelsen, der die Burgruine Nanstein trägt. Der Kern dieser Anlage ist bis heute noch der gewaltige Felsen, der „Nanstein“, der auch der Burg ihren Namen gab. Er war schon in der älteren Zeit für den Schutz und die Verteidigung der Bewohner des Landes von Bedeutung. Urkundlich wird die Burg Nanstein erstmalig 1189 erwähnt.

Zur Zeit des Kaisers Barbarossa entstanden rund um Kaiserslautern mehrere Burgen, darunter auch die Burg Nanstein, das Wahrzeichen der Stadt Landstuhl. Der berühmteste und mächtigste Ritter, der auf dieser Burg wohnte, war 
Franz von Sickingen (1481 - 1523).


Er besaß viele Burgen (u.a. Ebernburg, Hohenfels) und die ganze Sickinger Höhe gehörte ihm.
Sein Wahlspruch lautete:
Allein Gott die Ehr - Lieb den gemeinen Nutz - Beschirm die Gerechtigkeit



Erbaut wurde die Burg Nanstein aber nicht von Franz von Sickingen, sondern von einem der bekanntesten deutschen Kaiser: Friedrich "Rotbart" Barbarossa. Er wollte um 1150/1160 eine weitere Verteidigungsanlage für das Reichsland in der Pfalz. Sie wurde zum Schutz der Heerstraße und des Reichslandes gebaut, das dem Kaiser unterstellt war.
Dadurch wuchs auch die Siedlung, die ca. 100 Meter unterhalb der zukünftigen Burg lag. Auf der Burg sollten ein Reichsministerialer (also ein Verwaltungsbeamter) und seine Familie mit ihrem ganzen Gefolge ihren Sitz haben.
1189 gibt es hier die erste Urkunde von König Heinrich VI., der der Sohn Barbarossas war. Schon 1190 wird ein Burgmann zu „Nannenstein“ erwähnt. Danach hört man öfter wechselnde Namen der Anlage und auch des Ortes: z.B. „Nannenstein“, „Nannenstuhl“, „Nannestal“.
Die Burg hatte zeitweise häufig wechselnde Herren. Da waren in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Herren von Dhaun zu Oberstein. 1322 kam die Burg als Reichslehen an die Zweibrücken-Bitscher, 1323 kamen noch die Raugrafen von Altenbaumberg hinzu, 1333 wurde sie teilweise an die Wildgrafen von Kyrburg übertragen. Es kam immer wieder zu Verkäufen und Verpfändungen von Teilen der Burg und der Stadt (die seit 1347 die Stadtrechte besitzt und das jeweilige Schicksal der Burg teilte). Durch die vielen Besitzer war man gezwungen die Burg zu erweitern und mehr Wohnraum anzubauen. Auch neue Verteidigungsanlagen kamen hinzu. 1471 ist die Burg vergeblich belagert worden.
Doch wie ging es nun weiter? Da war Margaretha, Tochter Wirichs III. Puller von Hohenburg und Nichte des letzten Hohenburgers Richard (der 1482 in Zürich als Ketzer verbrannt wurde). Sie heiratete 1482 den kurpfälzischen Großhofmeister Schweickart von Sickingen. Dadurch kam ein Viertel der Burg an die Sickinger, denn schon 1409 besaßen die Puller von Hohenburg die Hälfte der Anlage. (Der Name „Puller“ stammt evtl. von „Apulier“, die Puller stammten aus dem Elsaß.)  Nach dem Tod Schweickharts, trat sein Sohn Reichsritter Franz von Sickingen das Erbe an. Es gelang Franz nach 1518 Alleinbesitzer der Burg zu werden, weil er nach und nach alle Anteile der Festung erworben hatte. Er befestige die Burg neu und erstellte umfangreiche Neubauten. Bekannt hierbei ist das „Große Rondell“, einer der stärksten Geschütztürme jener Zeit, (siehe auch Burgplan Nr. 25), den man heute noch teilweise sehen kann. Die Neubauten sollten den modernen Geschützen widerstehen.
Franz von Sickingen führte überall in Deutschland sogenannte Fehden aus (1515 bis 1523).Er hatte Landstuhl zur ersten evangelischen Gemeinde der Pfalz gemacht. Weil er für den neuen Evangelismus eintrat und Lutherfreund war, hatte er sich die Feindschaft vieler Fürsten zugezogen. Nachdem er Trier (1522) vergeblich belagert hatte, zog er sich auf den Nannstein zurück. Das hatte zur Folge, dass er nun auch angegriffen wurde und zwar von Kurfürst Ludwig V. dem Friedfertigen von der Pfalz, dem Trierer Erzbischof Richard von Greifenclau und dem Landgrafen Philipp dem Großmütigen von Hessen. Sie schlossen ihn ein und am 29. April 1523 begann die Beschießung.


Franz hoffte auf der Burg einige Monate auszuhalten, bis seine Freunde ihm zu Hilfe kommen könnten. Aber die Anlage wurde Tag und Nacht mit über 70 Geschützen beschossen.  Es sollen täglich 600 Kanonenschüsse abgefeuert worden sein. Das „Große Rondell“ wurde zusammengeschossen, der Turm stürzte ein, ebenso die über sechs Meter dicke Schildmauer. So fiel die Burg in kurzer Zeit in Trümmer, von der Franz von Sickingen geglaubt hatte, dass sie uneinnehmbar sei. Franz selbst wurde von einem herabfallenden Balken  sehr schwer verwundet und starb kurz darauf am 07. Mai 1523.
Man hatte zwar noch einige Tage auf Hilfe gehofft, aber Franz musste aufgeben und unterschrieb am 06.Mai die Übergabe. So zogen die Sieger am 07.Mai in die Burg ein, wo sie noch kurz mit dem sterbenden Burgherren sprachen. Noch am gleichen Tag wurde er in der Marienkapelle begraben, die am Fuß der Berges lag.
Die Söhne Franz von Sickingens erhielten 1542 die Ruine als Lehen von Kurpfalz zurück und bauten die Anlage sofort wieder auf. Die Sickinger blieben die Besitzer bis zur Französischen Revolution, obwohl die Burg vorher zerstört wurde. Sickingens Enkel Reinhard baute sie um 1600 noch größer auf.
Es entstand ein großes Renaissanceschloss, wie es ein Stich von Merian zeigt.

1668 wurden die Befestigungsanlagen auf Befehl des Kurfürsten von der Pfalz zerstört; 1689 zündeten die Truppen des Franzosenkönigs Ludwig XIV. die Burg an, seitdem ist sie Ruine. 1860 fing man an, die Schuttmassen wegzuräumen und versucht seitdem einzelne Teile der Burg wiederherzustellen, wobei man die alten Bauteile erhalten möchte.



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